Déjà-lu? Bücher


Titel
Zeit der Unschuld
Autor
Edith Wharton
Genre
Erschienen
21. September 2015
Verlag
Manesse Verlag
Seiten
392
Preis
26,95 €
ISBN
978-371523505
SchönBuchHandlung

„Selten hat die Melancholie, die in der langsam verblühenden Liebe liegt, süßer gebrannt.“

Paul Ingedaay (aus dem Klappentext zu Edith Wharton: „Zeit der Unschuld“.)

Ihr liebt Scott Fitzgeralds „Der große Gatsby“ oder habt Thomas Wolfes „Die Party bei den Jacks“ verschlungen? Ihr habt überhaupt ein Faible für die altehrwürdige, feine New Yorker Gesellschaft? Dann solltet Ihr Euch das preisgekrönte Meisterwerk „Zeit der Unschuld“ von Edith Wharton, das in einer glanzvollen Neuübersetzung vorliegt, nicht entgehen lassen. Springt zurück in die siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts und taucht ein in den opulenten Plüsch und Pomp der „besseren“ Gesellschaft, in der sich eine dramatische Liebesgeschichte ereignet, deren moralische Verwerfungen ihre Mitglieder bis ins Mark erschüttert.

Newland Archer, jung, erfolgreich, vermögend und aus gutem Hause, verlobt sich mit May Welland, unschuldig-rein, naiv und ebenfalls bester Herkunft. Es ist eine Verbindung, die von den Familien arrangiert wurde und von den Kreisen, in denen sich die Brautleute bewegen, erwartet und goutiert wird. In ihrer zukünftigen Ehe werden beide die von den gesellschaftlichen Konventionen und Traditionen auferlegten Rollen spielen und sich innerhalb dieser seit Generationen überkommenen Grenzen bewegen. Dass diese für den Mann flexibler sind als für die Frau ist ungeschriebenes, von allen akzeptiertes Gesetz. Der Alltag plätschert vor sich hin, die Damen verbringen ihre Zeit mit Teekränzchen, Handarbeiten und karitativen Engagements, derweil die Herren ihre Geschäfte managen.

Dieses geordnete Leben erfährt eine empfindliche Störung, als die Cousine der Braut, Ellen Olenska, aus dem fernen, und in den Augen der prüden New Yorker verruchten Europa anreist. Als sich herausstellt, dass die attraktive Frau nicht nur in einer unglücklichen Ehe (fest)steckt, sondern diese durch eine Scheidung beenden möchte, ist der Skandal perfekt. Um den guten Ruf der Familie nicht zu ruinieren, muss schnell gehandelt werden. Archer erscheint als der richtige Mann für die heikle Mission, die Dame zur Vernunft zu bringen. Doch je länger er mit ihr zu tun hat, desto intensiver wird ihre Beziehung, desto mehr faszinieren ihn ihre Unangepasstheit und Chuzpe, mit der sie sich in den feinen Kreisen bewegt. Wider Willen verliebt er sich! Der aufmerksamen Gesellschaft bleibt diese Entwicklung nicht verborgen, und gemäß den von ihr aufgestellten Regeln spielt sie das Spiel zunächst mit. Newlands Verlobte May verfolgt indes ganz eigene Ziele und beteiligt sich auf ihre unauffällige Art an dem Entscheidungschaos ihres Zukünftigen zwischen zwei völlig unterschiedlichen Frauen.

Mit feiner Ironie und viel Sprachwitz erzählt die Autorin eine Dreiecksgeschichte, in der sie den Protagonisten in einen Konflikt stürzt, welcher ihn zur Entscheidung zwingt zwischen Gefühl und Verstand, Laster und Anstand. Er hat sich darüber klar zu werden, ob er die gesellschaftlichen Konventionen überwinden möchte oder sich ihnen doch lieber um des Friedens willen unterwerfen soll, weil es das Zusammenleben außerdem auf allen Ebenen einfacher macht. Wharton führt dem Leser eine Gesellschaft vor Augen, die beobachtet, Anteil nimmt, selbstherrlich taktiert und heuchelt, sich hinter vorgehaltener Hand empört und verurteilt.

Ein Klassiker zum Dahinschmelzen!

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