Déjà-lu? Bücher


Titel
Wiedersehen
Autor
Joachim Zelter
Genre
Erschienen
9. Februar 2015
Verlag
Klöpfer&Meyer (heute: Klöpfer, Narr)
Seiten
128
Preis
18,00 €
ISBN
978-3863514006
SchönBuchHandlung

                         Wenn das Klassentreffen zum Albtraum wird….

Wer Joachim Zelters Romane kennt, darf zu Recht vermuten, dass auch bei diesem Werk bestenfalls Titel- und Covergestaltung harmlos sind. Der Inhalt ist es nicht: Zwischen den Buchdeckeln tummeln sich auf 128 Seiten allerhand skurrile Gestalten in einer abgründigen Geschichte, die scheinbar unaufgeregt beginnt, in ihrem Verlauf unterschiedliche Wendungen nimmt und dennoch unaufhaltsam auf die finale Katastrophe zusteuert.

Zwanzig Jahre nach der Reifeprüfung lädt Thorsten Korthausen, ehemaliger Lehrer einer Privatschule „für ausnahmebedürftige Schüler – eine Ansammlung von Aufsässigkeit und Lustlosigkeit“, seinen damaligen Lieblingseleven Arnold Litten zu einem Treffen in privater Atmosphäre ein, um über alte Zeiten und inzwischen Erreichtes zu plaudern. Allzu gern nimmt Litten, inzwischen ein angesehener Germanistikprofessor, diese Einladung an und macht sich in freudig-gespannter Erwartung, neugierig begleitet von seiner Freundin, auf den Weg. Während der Fahrt brechen sich immer detailliertere Erinnerungen an die gemeinsamen Schuljahre Bahn und die Anekdoten, die er von Korthausens höchst eigenwilligen und unkonventionellen Erziehungsmethoden zum Besten gibt, lassen diesen als ein unglaubliches pädagogisches Ausnahmetalent erscheinen. 

Zu früh erscheinen sie bei ihrem Gastgeber, der offensichtlich eine Riesenparty vorbereitet und überhaupt keine Zeit für Plaudereien hat, denn ein nicht enden wollender Strom an Gästen betritt die Bühne, bevölkert Haus und Garten und muss dirigiert werden. Ehemalige und aktuelle Schüler tauchen auf, Freunde, Künstler, Nachbarn, ein Anagramm-Fetischist, eine Schachkoriphäe, ein Thomas-Mann-Experte, ein Lateinpolizist, ein Gedächtnis-und Rezitationsgenie, ein Strukturalist…. Alle sind irgendwie hochbegabte, zumindest kauzige Typen, Besserwisser, Berufsempörer im Fegefeuer der Eitelkeiten; das karikierte Bildungsbürgertum. En passant erfährt Litten dann, dass er einen Vortrag halten soll, dem die illustre Gästeschar bereits enthusiastisch entgegenfiebert. Er kann sich aber nicht vorbereiten, weil er erstens das Thema nicht kennt, und zweitens von allen belagert wird und jeder um die Aufmerksamkeit dieses ehemaligen Lieblingsschülers buhlt und feilscht. Die Fete beginnt, aus dem Ruder zu laufen……

Mit viel bissigem Sprachwitz und gewohnt pointiert gesetzten Worten wirft Joachim Zelter einen grotesk verzerrten Blick auf das institutionalisierte Bildungsbürgertum. Dem Leser scheint eine Vision von Gesellschaft, Schule und Bildung auf, wie sie aberwitziger und erschreckender nicht sein könnte. 

Oder ist sie doch schon Realität? 

Eine – mal wieder – höchst vergnügliche Lektüre!        

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