Déjà-lu? Bücher


Titel
Das Nest
Autor
Katrine Engberg
Genre
Erschienen
28. Juli 2021
Verlag
Diogenes
Seiten
416
Preis
20,00 €
ISBN
978-325771733
SchönBuchHandlung

Wer je in Kopenhagen gewesen ist, kennt und liebt die bunten Fronten zusammengedrängter Häuser, die blitzenden Fassaden vornehmender Villen und den Anblick hypermoderner Architektur der Banken,- Industrie- und Kulturszene. Kaum eine andere Stadt in Skandinavien steht so sehr für Gastfreundschaft und Gemütlichkeit. Der Besucher stellt sich dann auch nicht gerne vor, dass hinter dieser Leichtigkeit des Seins tiefe Abgründe lauern und brutale Verbrechen geschehen. Doch die Autorin Katrine Engberg kennt ihre Stadt besser und legt in ihren Krimis immer wieder den Finger in schwärende Wunden. Sie schreibt nicht nur spannende Kriminalgeschichten, sondern deckt schonungslos die Schattenseiten der dänischen Gesellschaft auf.

„Das Nest“ ist der vierte Krimi ihrer Kopenhagen-Reihe um das Ermittlerduo Anette Werner und Jeppe Korner. Der 15jährige Sohn eines bekannten Galeristen-Ehepaares ist spurlos verschwunden. Weder seine Eltern noch Geschwister haben eine Ahnung, was passiert sein könnte. Es liegt die Vermutung nahe, dass es sich um eine Entführung handelt. Doch statt eines Erpresserschreibens taucht ein kryptischer Brief in Form eines Zitats aus Oscar Wildes Roman „Das Bildnis des Dorian Grey“ auf und stellt alle Beteiligten vor ein Rätsel. Wenig später wird die Leiche eines jungen Mannes in der hochmodernen Müllverbrennungsanlage „Amager Bakke“ geborgen, doch es handelt sich nicht um den vermissten Schüler Oscar Meyer-Hoff.

Anette Werner und Jeppe Korner ermitteln in diesem Mordfall, während sie weiter fieberhaft nach dem verschwundenen Teenager suchen. Bei ihren Recherchen stoßen sie auf eigenartige Familienverhältnisse, seltsame Erziehungsmethoden, überforderte Eltern und krisengebeutelte Teenager. Je tiefer sie in die Fälle eintauchen, desto deutlicher zeichnet sich ein Zusammenhang zwischen den beiden Verbrechen ab. Doch wo oder was ist die Verbindung zwischen Teenager-Drama, Gaunereien im Kunstgewerbe und Betrug im Emissionshandel? Was ist das Geheimnis der Familie Meyer-Hoff? Ist der vermisste Oscar Opfer oder Täter? Wer weiß was, und wer schützt wen? Fragen über Fragen, und die Suche nach Antworten gestaltet sich in vielerlei Hinsicht schwierig. Und auch im jeweiligen Privatleben der Ermittler weht der Wind etwas rauer und verschiebt manchmal den Fokus.

Katrine Engberg gelingt es auch diesmal wieder, einen spannenden Plot aufzusetzen und ihre Geschichte atemlos voranzutreiben. Geschickt legt sie verschiedene Fährten aus, denen der Leser neugierig folgt. Dass die Spuren nicht nur geradeaus verlaufen, sondern auch mal im Sande oder immer wieder Haken schlagen, ist eine Stärke des Romans. Die Figuren sind – gerade in ihren extremen Ausnahmesituationen – glaubwürdig gezeichnet, auch wenn man sie nicht alle mögen muss. Hinter der Kriminalgeschichte entblättert sich einmal mehr ein Sittengemälde der dänischen Gesellschaft, diesmal mit dem Fokus auf der Institution Familie.

Am Ende laufen alle Fäden zusammen, keine Frage bleibt offen. Allerdings gibt es von mir einen Kritikpunkt daran: Für meinen Geschmack scheinen die einzelnen finalen Puzzleteile irgendwie plötzlich vom Himmel an die richtige Stelle zu fallen. Zu hastig ist die Autorin mit der Auflösung der einzelnen Stränge parat, zu lakonisch kommt sie mit den Erklärungen daher, anstatt die Dinge sich zu Ende entwickeln und nachvollziehen zu lassen.

Dennoch habe ich „Das Nest“ in einem Rutsch gelesen und mich sehr gut unterhalten gefühlt!

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