Weihnachts-Klassiker
Notiz / 21. Dezember 2020
Weihnachten
Markt und Straßen stehen verlassen,
Still erleuchtet jedes Haus,
Sinnend geh ich durch die Gassen,
Alles sieht so festlich aus.An den Fenstern haben Frauen
Buntes Spielzeug fromm geschmückt,
Tausend Kindlein stehen und schauen,
Sind so wunderstill beglückt.Und ich wandre aus den Mauern
Bis hinaus ins freie Feld,
Hehres Glänzen, Heilges Schauern!
Wie so weit und still die Welt!Sterne hoch die Kreise schlingen,
Joseph von Eichendorff
Aus des Schnees Einsamkeit
Steigst wie wunderbares Singen –
O du gnadenreiche Zeit!
Weihnachtslied
Vom Himmel in die tiefsten Klüfte
Ein milder Stern herniederlacht;
Vom Tannenwalde steigen Düfte
Und hauchen durch die Winterlüfte,
Und kerzenhelle wird die Nacht.Mir ist das Herz so froh erschrocken,
Das ist die liebe Weihnachtszeit!
Ich höre fernher Kirchenglocken
Mich lieblich heimatlich verlocken
In märchenstille Herrlichkeit.Ein frommer Zauber hält mich wieder,
Theodor Storm
Anbetend, staunend muss ich stehen;
Es sinkt auf meine Augenlider
Ein goldner Kindertraum hernieder,
Ich fühl´s, ein Wunder ist geschehn.
Die hohen Tannen atmen heiser
im Winterschnee, und bauschiger
schmiegt sich sein Glanz um alle Reiser.
Die weißen Wege werden leiser,
die trauten Stuben lauschiger.Da singt die Uhr, die Kinder zittern:
Rainer Maria Rilke
Im grünen Ofen kracht ein Scheit
und stürzt in lichten Lohgewittern, –
und draußen wächst im Flockenflittern
der weiße Tag der Ewigkeit.
Weihnachten
Bäume leuchtend, Bäume blendend,
Johann Wolfgang von Goethe
überall das Süße spendend,
in dem Glanze sich bewegend,
alt und junges Herz erregend.
Solch ein Fest ist uns bescheret,
mancher Gaben Schmuck verehret;
staunend schon wir auf und nieder,
hin und her und immer wieder.
Aber, Fürst, wenn dir´s begegnet
und ein Abend so dich segnet,
dass als Lichter; dass als Flammen
vor dir glänzten allzusammen,
alles, was du ausgerichtet,
alle, die sich dir verpflichtet:
Mit erhöhten Geistesblicken
fühltest herrliches Entzücken.