Déjà-lu? Bücher


Titel
Die geheime Mission des Kardinals
Autor
Rafik Schami
Genre
,

Ein Autor, dessen Geschichten ich gleichermaßen gerne lese wie höre, ist Rafik Schami. Und da ich wusste, dass demnächst viele Kilometer Autofahren vor mir liegen würden, habe ich mir Die geheime Mission des Kardinals“ besorgt. Der Titel klingt nach Krimi im katholischen Klerikermilieu. Das ist es auch, aber nicht nur. Wie immer bei Rafik Schami, geht es um nichts weniger als Familie, Frauen, Liebe, um Politik, Religion, Syrien, Damaskus…15 Stunden beste Unterhaltung! Kommissar Barudi steht kurz vor seiner Pensionierung und freut sich auf ein Leben ohne politische Korrektheit, Korruption und polizeiliche Intrigen. Er ist der beste Ermittler im Land und genießt einen ausgezeichneten Ruf; da ist es nicht verwunderlich, dass ihm in seinen letzten Dienstwochen noch ein brisanter Fall vor die Füße fällt: In der italienischen Botschaft wird ein Fass, gefüllt mit allerfeinstem Olivenöl, angeliefert. Beim Öffnen entdeckt der Koch darin die Leiche eines italienischen Kardinals. Der Zustand des Toten weist Spuren eines Ritualmordes auf und schnell wird klar, dass die Angelegenheit nicht nur viele Fragen aufwirft, sondern äußerst pikant ist und einer diskreten Behandlung bedarf. Kommissar Barudi wird mit dem Fall betraut, unterstützt von einem italienischen Kommissar aus Rom. Die beiden nehmen unverzüglich gemeinsam Witterung auf. Ihre Beziehung ist zunächst von mißtrauischem Beäugen geprägt, aus dem aber recht schnell eine vertrauensvolle und freundschaftliche Zusammenarbeit entsteht. Fragen gibt es zuhauf: Wer ist der Kardinal und was wollte er in Syrien? Wer hatte Veranlassung, ihn zu töten und warum? Weshalb wurde seine Leiche in der italienischen und nicht in der vatikanischen Botschaft abgeliefert? Welche Bewandtnis hat der ominöse Bergheilige? Diese und andere Fragen wollen beantwortet werden, aber so mysteriös der Fall, so undurchsichtig sind die Ränkespiele der Damaszener Polizei und des syrischen Geheimdienstes dabei. Eine spannende Spurensuche beginnt und führt die beiden Kommissare und ihr Team von der Hauptstadt bis nach Aleppo und in die Berge. Während der Hörer der sich allmählich entwickelnden Krimihandlung folgt, lässt Schami ihn viele mitreißend erzählte Umwege nehmen, um nach 15 Stunden Hördauer zum Ziel zu gelangen. Denn genauso spannend wie die Krimihandlung sind die Geschichten, die darum herum gesponnen werden und uns die handelnden Personen und Umstände näherbringen: Die traurige Familiengeschichte Barudis, seine sich zärtlich anbahnende neue Liebe, die nicht immer stolperfreie Karriere bei der Polizei, das Leben des italienischen Kommissars, das Funktionieren oder Nichtfunktionieren der syrischen Gesellschaft, der Geheimdienst, die Religionen, die Küche Damaskus´….

Ein raffinierter Kniff ist, dass die Erzählung (genial gelesen von Udo Schenk) regelmäßig unterbrochen wird durch Einträge in Barudis Tagebuch (engagiert vorgetragen von Jürgen Tarrach), in dem Geschehnisse zusammengefasst und persönliche Gedanken formuliert werden. Der Autor gibt darin einen tiefen Einblick in das vielschichtige Seelenleben dieses sympathischen, feinfühligen Mannes.

Insgesamt ist die Geschichte wieder eine typische Schami-Schöpfung: Originell, informativ, spannend, mitunter ergreifend, dann wieder komisch; sprachlich kreativ, von Anfang bis Ende voller Esprit und Erzählfreude. So kenne ich ihn, so liebe ich ihn!

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