Déjà-lu?

(K)ein Männerbuch

Notiz / 24. März 2022

Liebe Bücherfreunde,

Das Stöbern in meiner Lieblingsbuchhandlung fördert jedes Mal wieder interessante literarische Perlen zu Tage! Bei einem meiner letzten Streifzüge habe ich diesen Klassiker der amerikanischen Literatur entdeckt.

„Entreiße mein Leben dem Schwert, mein einziges Gut aus der Gewalt der Hunde!“

Psalm 22,21

Der dem Roman vorangestellte Spruch ist schon eine deutliche Anspielung auf den Charakter der erzählten Geschichte. Tatsächlich entrollt der Autor Thomas Savage dann auch ein Brüderdrama biblischen Ausmaßes. Phil und George Burbank könnten unterschiedlicher kaum sein; seit Jahren führen sie gemeinsam die von den Eltern übernommene Ranch. Die rauen Sitten der 1920iger prägen den Alltag der Menschen im ländlichen Montana. Dort, wo die „echten Männer“ und „harten Kerle“ den sich rasch beschleunigenden technischen Fortschritt in Schach halten, gesellschaftlichen Umgang nach „alter Väter Sitte“ pflegen und ihren Viechern mehr Aufmerksamkeit schenken als ihren Frauen, spielt sich ein Psychodrama ab, in dem es um große Emotionen geht. Die heimliche Hochzeit des unscheinbaren George mit der Witwe Rose löst in Phil eine Welle unterdrückter Gefühle aus, die immer weiter an die Oberfläche drängen und in einen regelrechten psychologischen Krieg gegen seinen Bruder, dessen Frau und ihren halbwüchsigen Sohn aus erster Ehe münden. Thomas Savage treibt diesen von Eifersucht, Neid, Hass und Rache getriebenen Feldzug mit sprachlicher Wucht und ausdrucksstarken Bildern immer weiter voran bis zu einem unerwarteten, gnadenlosen Höhepunkt.

Von diesem Roman, der jetzt zum ersten Mal in deutscher Sprache erschienen ist, gibt es eine preisgekrönte Netflix-Verfilmung. Großes Kino!