Déjà-lu?


Bücherabend

Notiz / 27. Oktober 2020

Vor kurzem fand in meiner Lieblingsbuchhandlung ein Bücherabend statt, bei dem interessante Neuerscheinungen querbeet vorgestellt wurden. In gemütlicher Atmosphäre, umgeben vom gesamten Sortiment an Büchern, die die SchönBuchHandlung zu bieten hat, konnten Lektüretipps für jeden Geschmack mit nach Hause genommen werden. Ich stelle die Bücher hier kurz vor und hoffe, dass ich Euch damit Lust aufs Lesen machen kann.

Ragnar Jonasson: „Dunkel“; „Insel“; „Nebel“ (Hulda-Trilogie): Eine Krimireihe, die rückwärts erzählt wird. Teil 1 erzählt den letzten Fall in Hulda Hermannsdottirs Polizeikarriere. Der Leser erfährt auch Ereignisse aus ihrer privaten Vergangenheit. Der 2. Teil setzt zehn Jahre zuvor ein. Wieder gibt es einen Kriminalfall und die private Geschichte wird weiter aufgerollt. Im 3. Teil (wiederum zehn Jahre zuvor) wird das Bild der privaten Hulda komplettiert und der Leser erfährt, wie alles begann. Auch hier wieder eingebettet in eine nervenaufreibende Kriminalgeschichte. Eine Trilogie der besonderen Art: Unkonventionell komponiert, spannend, dramatisch und atmosphärisch dicht erzählt, korrespondiert die Handlung perfekt mit der isländischen Landschaft.

Holger Karsten Schmidt (Autor der beliebten Portugal-Krimis „Lost in Fuseta“) hat mit „Die Toten von Marnow“ einen außergewöhnlichen Krimi geschrieben, bei dem die Grenzen zwischen Gut und Böse, Opfer und Täter verschwimmen. Ein eigenwilliges Ermittlerduo auf der Suche nach der Wahrheit in einem Stück deutsch-deutscher Geschichte.

Janet Lewis: „Die Frau, die liebte“ ist eine echte Entdeckung und literarische Perle. Eine Geschichte von Liebe und Schuld, im historischen Gewand erzählt, stellt sie die immer aktuelle Frage nach Wahrheit und Moral.

Hannelore Hippe greift in ihrem fesselnden Roman „Die verlorenen Töchter“ ein (heute noch) norwegisches Tabu-Thema, dessen Bearbeitung den Leser tief berührt, auf: Das Schicksal der Kinder deutscher Soldaten mit norwegischen Frauen. Diese wurden nicht selten weggegeben, um der Mutter noch mehr Schande zu ersparen. Aber was passiert, wenn sich diese Kinder auf die Suche nach der Wahrheit machen?

Im Roman „Land sehen“ von Husch Josten trifft der Protagonist auf seinen vor dreißig Jahren verschollenen Onkel und eine Familiengeschichte, in der einiges im Dunkeln liegt. Bei der Beantwortung der Frage, wie aus dem einstigen Lebemann ein Mitglied der streng katholischen Piusbrüder werden konnte, muss sich der Neffe auch mit seinem eigenen Glauben auseinandersetzen. Und mit ihm der Leser. Unterhaltend und inspirierend.

Nach Jahren in der Fremde kehrt ein junges Paar in die alte Heimat Sächsische Schweiz zurück, um, anknüpfend an das Leben der Kindheit, ein neues aufzubauen. Doch nostalgische Gefühle werden schnell von der harten Realität erdrückt. „Elbwiesen“ von Thilo Krause erzählt intensiv über unser Land und unsere Zeit.

William Kent Krueger nimmt den Leser mit auf eine Reise ins kleinstädtisch geprägte Minnesota anfangs der 60ger Jahre. Atmosphärisch dicht lässt er den 13jährigen Frank von einem Sommer erzählen, indem sich das Leben der Familie auf dramatische Weise verändert. Der Roman „Für eine kurze Zeit waren wir glücklich“ entfaltet die ganze Welt von New Bremen, seiner Bewohner und ihrer Schicksale, setzt Personen in besonderer Weise ins Verhältnis zueinander und besticht vor allem durch seinen ruhigen, poetischen Erzählton.

Eine grandiose Familiengeschichte über vier Generationen zwischen 1871 und 1948 erzählt Gabriele Tergit: Entlang einer sich politisch und wirtschaftlich rasant verändernden Gesellschaft entfaltet „Effingers“ das Panorama einer untergehenden Welt. Mehr als 30 interessante Figuren, über 70 Jahre dramatischer deutscher Geschichte und pralle 900 Seiten Lesegenuss!

Sieben verschiedene Lebenswege, vier Generationen und länderübergreifende Schauplätze: Für ihren beeindruckenden Familienroman „Die Unschärfe der Welt“ benötigt Iris Wolff nur knapp 200 Seiten, um dem Leser ein stimmiges Bild vom Leben im Banat zu zeichnen und große Themen wie Heimat, Herkunft, Sehnsucht, Liebe und Freundschaft klischeefrei und ohne Kitsch zu bearbeiten.

Ein Dorf im Vinschgau, eine Kirche im See und eine Lehrerin, die kämpft: Für ihre Heimat, die Rechte der deutschsprachigen Dorfbewohner gegenüber der italienisch-faschistischen Obrigkeit, und nach dem Krieg gegen ein Energieprojekt, bei dem ohne Rücksicht auf Mensch und Natur das Dorf einem Stausee weichen soll. Marco Balzano schlägt in „Ich bleibe hier“ ein düsteres Kapitel in der Geschichte Südtirols auf und erzählt berührend von Leid, Widerstand und Mut.

Eine Hommage an Walter Oehmichen und seine „Augsburger Puppenkiste“! Thomas Hettche liefert mit „Herzfaden“ keinen schnöden Abriss der 70jährigen Geschichte des berühmten Marionettentheaters, sondern einen raffiniert komponierten Roman, der auf zwei Erzählebenen Realität und Märchen miteinander verknüpft. Er nimmt den Leser mit auf eine besondere Reise in die Vergangenheit und lässt einen Teil deutscher Kulturgeschichte lebendig werden.

Mario Vargas Llosa, der bekannte Chronist lateinamerikanischer Geschichte, macht die beiden demokratischen Jahrzehnte Guatemalas und ihr blutiges Ende zum Thema seines neuen Romans „Harte Jahre“ und ist zugleich eine Geschichte über das schmutzige Wirken der „United Fruit Company“. Gewohnt gekonnt verbindet der Autor wieder historische Dokumentation mit sinnlicher Erzählung.

„Das Holländerhaus“ ist eine um die vorletzte Jahrhundertwende erbaute prachtvolle Villa und Dreh- und Angelpunkt des des gleichnamigen Romans von Anne Patchett. Es ist der Fixpunkt der Geschwister Maeve und Danny, aus dessen Sicht die dramatische Familiengeschichte erzählt wird. Patchett gelingt eine kluge psychologische Studie der verletzten Seelen, die um eine Bewältigung der Vergangenheit ringen und sich der Frage nach Vergebung stellen müssen. Darüber hinaus zeichnet sie ein präzises Bild der amerikanischen Gesellschaft der (vor allem) 60ger und 70ger Jahre.

Über Friedrich Hegel wurde und wird viel geschrieben. Nun gibt es eine Neuerscheinung, die dem interessierten Laien Leben und Werk dieses wichtigen Philosophen nahebringt: „Hegel“. Gut recherchiert und kurzweilig geschrieben, gelingt Sebastian Ostritsch mühelos der Spagat zwischen Vermittlung von Wissenschaft und Anspruch auf literarische Unterhaltung. Ein Buch für alle, die sich schon immer mal mit Hegel befassen wollten, aber noch keinen rechten Zugang zu seiner Gedankenwelt und Philosophie gefunden haben.

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